Die Kirche im Nationalsozialismus - Kirche im NS Staat
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Mittwoch, 23. April 2014
Katholische Kirche in der NS Zeit. Papst Pius und Hitler. from thines2
  • 12. DIE KATHOLISCHE KIRCHE 1929 Alarmiert vom Antisemitismus in Europa und den USA erlässt der Vatikan in 20 Sprachen ein Kirchengesetz, verbindlich für alle Katholiken als Dekret der Glaubenskongregation des Vatikan am 25.03.1928: „Wie der Heilige Stuhl allen Hass und alle Feindschaft unter den Völkern verwirft, so verurteilt er ganz besonders den Hass gegen das Volk, das Gott in seinen uralten Tagen zu dem seinen erwählt hat - nämlich jenen Hass, den man üblicherweise als Antisemitismus bezeichnet.“
  • 13. DER AUFSTIEG DER NATIONALEN SOZIALISTEN WIRD VON DEN KATHOLIKEN IN DEUTSCHLAND BEKÄMPFT Paderborner Erklärung, die am 10. März 1931 allen Katholiken verlesen wurde und für alle Katholiken verbindlich war: "Er macht das Gefühl einer Rasse zum Richter über religiöse Wahrheiten, über Gottes Offenbarung und über Zulässigkeit des von Gott gegebenen Sittengesetzes. In seiner letzten Konsequenz leugnet er den universalen Charakter der katholischen Kirche. Das Reich Christi gilt uns Katholiken aber als international, universal, katholisch. ... so ist für katholische Christen die Zugehörigkeit zur NSDAP unerlaubt, " (zitiert nach Hans Müller: Katholische Kirche und Nationalsozialismus, Dokumente 1930 -- 1935, Müchen: 1963, S. 30-33)
  • 14. DEKRET JEDEN NAZI AUS DER KIRCHE AUSZUSCHLIEßEN Diese Weisung wird am 11. Oktober 1930 in der päpstlichen Kirchenzeitung „Osservatore Romano“ veröffentlicht.
  • 15. ERMAHNUNG DER DEUTSCHEN BISCHÖFE 17. bis 19. August 1932 tagte in Fulda die gesamtdeutsche katholische Bischofskonferenz und sprach sich gegen die NSDAP aus. Sie verbot die Zugehörigkeit zur Partei und ihre Unterstützung. Aus dem Protokoll: „Sämtliche Ordinariate haben die Zugehörigkeit zu dieser Partei für unerlaubt erklärt, weil 1. Teile des offiziellen Programms derselben, so wie sie lauten und wie sie ohne Umdeutung verstanden werden müssen, Irrlehren enthalten, 2. weil die Kundgebungen zahlreicher führender Vertreter und Publizisten der Partei glaubensfeindlichen Charakter, namentlich feindliche Stellung zu grundsätzlichen Lehren und Forderungen der katholischen Kirche enthalten, … 3. Es ist das Gesamturteil des katholischen Klerus und der treu katholischen Vorkämpfer der kirchlichen Interessen im öffentlichen Leben, daß, wenn die Partei die heiß erstrebte Alleinherrschaft in Deutschland erlangt, für die kirchlichen Interessen der Katholiken die dunkelsten Aussichten sich eröffnen. 4. Es ist nicht entschuldbar, wenn weite Kreise der Partei sich anschließen in der Absicht, nur die wirtschaftlichen Interessen und die Ziele des weltlich politischen Gebietes, wie sie in der Partei vertreten sind, damit unterstützen zu wollen. Denn die Unterstützung der Partei selbst schließt, man mag wollen oder nicht, die Förderung ihrer Gesamtziele ein.“
  • 16. DIE KIRCHE ERMAHNT DIE DEUTSCHEN! • Gründung der „Amici Israel“ zur Unterstützung der Juden. • Wilhelm Marx (katholische Zentrumspartei), der zweimal Reichskanzler war, erklärte: "Die Katholiken lehnen den Antisemitismus als solchen grundsätzlich und bewusst ab. Sie halten sich kraft ihrer religiösen Überzeugung für verpflichtet, den Hass gegen Mitmenschen, mögen sie auch anderer Überzeugung sein wie sie selbst, mit aller Entschiedenheit zurückzuweisen. • Dr. Alois Hundhammer (katholische BVP) betonte 1930: "Der Antisemitismus der Nationalsozialisten ist mit den Grundsätzen des katholischen Christentums nicht zu vereinbaren." • "Der Heiland ist für alle gestorben und alle sind für den Himmel bestimmt, auch die Neger, die Hitler zu Halbaffen erklärt. Es hat kein Mensch von vornherein auf Grund seiner Rasse das Recht über andere zu herrschen....„ (Pater Ingbert Naab, Bestsellerautor 1931) • Kardinal Faulhabers auch als Buch gedruckte Predigt vom 17.12.1933 trug den Titel "Die sozialen Werte des Judentums". Sie wurde von den Nationalsozialisten als Verteidigung der Juden im Allgemeinen interpretiert.
  • 17. KIRCHE UND KATHOLISCHE PARTEIEN GEGEN HITLER Keine Kommunion an Kirchenbesucher in NS Parteiuniformen. Verbot der Mitglied- Schaft in NS Organisationen und Vereinen.
  • 18. WAHLERGEBNISSE IN KATHOLISCHEN WAHLBEZIRKEN Je mehr Wähler katholisch waren, desto weniger wurde die NSDAP gewählt. Je roter, desto katholischer Je brauner, desto mehr NSDAP Stimmen
  • 19. DIE NATIONAL-SOZIALISTEN ÜBERNEHMEN DEUTSCHLAND
  • 20. DIE NATIONALSOZIALISTEN ERRICHTEN SCHRITTWEISE EINE TOTALITÄRE DIKTATUR Deutschland wird gleichgeschaltet und militarisiert. Andersdenkende werden zuerst diskriminiert, interniert und gequält … … ab 20. Januar 1942 vernichtet und ausgerottet Führerstaat statt Demokratie
  • 21. DEUTSCHE JA-SAGER HABEN EIN GUTES LEBEN, ANDERE UND NAZI-FEINDE LEIDEN
  • 22. NACH DER ÜBERNAHME DER MACHT Die NS Regierung nutzt die Macht um gegen die katholische Kirche und die Kirchenleitung vorzugehen. 29.5.1934 stürmten uniformierte und bewaffnete Gauführer der HJ die Berliner Filiale der Herderschen Buchhandlung und verlangten die Entfernung des "katholischen Schunds" aus der Auslage und die Einstellung des Verkaufs der Adventspredigten von Kardinal Faulhaber. Propaganda gegen katholische Priester im NS Hetzblatt „der Stürmer“
  • 23. NATIONAL SOZIALISTISCHE PROPAGANDA Ein Stilmittel der NS Propaganda war die Verwendung positiv besetzter Begriffe und die Umdeutung unter den Vorzeichen der National-Sozialistischen Ideologie: Beispiele: „Kraft durch Freude“ (Gleichschaltung der Gewerkschaften ersetzte die Koalitionsfreiheit echter Gewerkschaften). „Tag der Arbeit“ (Der Tag wurde zum nationalen Feiertag des deutschen Volkes und zum „germanischen Brauchtum“ umgedeutet). „Muttertag“ (Der Tag wurde zum „Gedenk- und Ehrentag der deutschen Mütter“ stilisiert und der Aufzucht der „germanischen Herrenrasse gewidmet). „Arbeit macht Frei“ (Der perfideste aller Sprüche, unter dem die Häftlinge der Konzentrationslager zu Sklaven gemacht wurden, die an der Arbeit zugrunde gehen mussten). „positives Christentum“ (positiv von „ponere = vom Menschen gesetzt“ und als Gegensatz zum offenbarten Glauben, also von Gott absolut – positiv  absolut – vorgegeben, formuliert. Die NS Ideologie verband diesen Begriff von Anfang an mit der Einschränkung, dass auch christliche Religionsgemeinschaften nicht gegen das Sittlichkeits- und Moralgefühl der germanischen Rasse verstoßen dürften (24. Februar 1920, Punkt 24 des Parteiprogramms.)
  • 24. STATEMENTS VON HITLER IN KLEINEM KREIS • „Mit den Konfessionen, ob nun diese oder jene, das ist alles gleich. Das hat keine Zukunft mehr. (…) Der Faschismus mag in Gottes Namen seinen Frieden mit der Kirche machen. Ich werde das auch tun. (…) Das wird mich nicht abhalten, mit Stumpf und Stiel, mit allen seinen Fasern das Christentum in Deutschland auszurotten... Man ist entweder Christ oder Deutscher. Beides kann man nicht sein.„ Adolf Hitler 1933 • „Christentum heißt die Parole zur Vernichtung der Pfaffen, wie einstmals Sozialismus zur Vernichtung der marxistischen Bonzen.“ Adolf Hitler 1934 • „Der Führer ist tief religiös, aber ganz antichristlich.“ Göbbels 29. Dezember 1939 Germanenrune statt christliches Kreuz auf einem Grab „Deutsche Weihnacht“ statt Heiliger Nacht
  • 25. DER WIDERSTAND DER KIRCHE IN DEN AUGEN DER NS POLIZEI – 1934 • „Die Konflikte mit der katholischen Geistlichkeit nehmen in auffallender Weise zu“ (September 1933, Polizeiberichte aus Bayern, Wittstadt, Die kirchliche Lage in Bayern VI, 20). • Die Staatspolizeistelle Düsseldorf warf im April 1934 der katholischen Kirche im Regierungsbezirk Düsseldorf vor, von den Katholiken würde „vielfach die ablehnende Haltung gegen den NS Staat und seine Ziele zum Ausdruck gebracht“ (Bludau, Gestapo - geheim! 178) • Die Gestapo für den Regierungsbezirk Düsseldorf stellte im April 1934 fest: „Die Darlegungen fast aller in der letzten Zeit gehaltenen Predigten stellen scharf und deutlich Gottes Wort nach den Glaubensgrundsätzen der katholischen Kirche heraus und wenden sich oft in harten und scharfen Worten gegen das ‘Neuheidentum' und gegen heidnische und weltanschauliche Irrlehren der Reichsregierung“ (Bludau, Gestapo - geheim! 178) • Die Staatspolizei Kassel bemerkte am 4. Mai 1934: „Die überwiegende Anzahl der katholischen Geistlichen steht nach wie vor dem Staat ablehnend gegenüber“ (Klein, Die Lageberichte I, 90). Am 1. Juni 1934 behauptete dieselbe Behörde, "der größte Teil der katholischen Geistlichkeit" stehe "dem neuen Staat nach wie vor ablehnend, zum mindesten aber sehr zurückhaltend gegenüber" (Klein, Die Lageberichte I, 107) • „Gegnerische Betätigung katholischer Geistlicher ist in derart zahlreichen Fällen in allen Teilen des Reiches nachgewiesen worden, daß eine Aufzählung von Einzelfällen unmöglich und auch unnötig ist.“ Sowie: „Katholische Geistliche, die sich voll und ganz zum Nationalsozialismus bekennen, sind äußerst gering an Zahl. Sie werden um ihrer (nationalsozialistischen) Überzeugung willen von ihren Amtsbrüdern und ihren vorgesetzten kirchlichen Behörden verfolgt“ (Boberach, Berichte 22f.). • Die Staatspolizeistelle Frankfurt a.M. stellte am 5. August 1934 lapidar fest: „Der Kampf des katholische Klerus gegen die NSDAP setzt sich weiter fort.“ (Klein, Die Lageberichte I, 394)
  • 26. EINFÜHRUNG EINES NEUEN GESETZES ENDE 1934 Kritik am Nationalsozialismus fiel nun unter den Strafbestand des "Heimtückegesetzes" vom 20.12.1934, wo es unter § 2, Abs. 1 heißt: "Wer öffentlich gehässige, hetzerische oder von niedriger Gesinnung zeugende Äußerungen über leitende Persönlichkeiten des Staates oder der NSDAP, über ihre Anordnungen oder die von ihnen geschaffenen Einrichtungen macht, die geeignet sind, das Vertrauen des Volkes zur politischen Führung zu untergraben, wird mit Gefängnis bestraft." Gefängnisakte von Pater Rupert Mayer (gestorben bei Einlieferung ins KZ Dachau) – Rupert Mayer war schon beim Hitler-Putsch in München auf dem Oderonsplatz gegen die Nazis aktiv. Seit 1934 ist die Berufsgruppe „Priester“ die Berufsgruppe mit der höchsten Kriminalität!
  • 27. BEISPIEL: KATHOLISCHES MÜNSTERLAND - 1935 Für das Bistum Münster führen Hehl/Kösters/Stenz-Maur/Zimmermann 905 Priester auf (von ca. 1150), die im Visier der Nationalsozialisten standen und daher in ihrem Dienst behindert wurden. Eugen Weiler ordnet 42 im KZ eingekerkerte Priester dem Bistum Münster zu. Im Alten Oldenburger Land haben sich 160 katholische Priester den Nationalsozialisten widersetzt, der von der Leitung der katholischen Kirche initiierte Widerstand begann 1931 und legte sich bis Kriegsende nicht. (vgl. „Oldenburgs Priester unter NS-Terror“, Aschendorff Verlag 2006) Kaplan Franz Sprünken aus Münster verhilft dem letzten Reichskanzler der katholischen Zentrumspartei, der mit Haftbefehl für das KZ gesucht wurde, im Juni 1934 zur Flucht. Der katholische Philosoph Dietrich von Hildebrand bemerkte 1935 in einer öffentlichen Vorlesung an der Universität: „Eine Besinnung auf ursprünglich wertvolle Intentionen des Nationalsozialismus ist nicht möglich, weil die ganze Ideologie des Nationalsozialismus vom Uranfang an eine Ausgeburt niedrigster, gefährlicher Instinkte, geistiger Beschränktheit und Halbbildung und kultureller Klischees war ... Was Deutschland, was Europa braucht, ist nicht eine Reform des Nationalsozialismus, sondern eine völlige Liquidierung desselben.“
  • 28. 1936 KREUZKAMPF IM OLDENBURGER LAND 1936 versammelten sich am 18. November trotz strömenden Regens 2.000 Frontsoldaten und 1.000 weitere Pilger in Bethen. Es waren nicht nur Wallfahrer aus dem Oldenburger Münsterland, sondern auch aus dem Emsland, aus Wilhelmshaven, Bremen und Oldenburg gekommen. Hier wurden sie durch kämpferische Predigten einer Priestergruppe weiter ermutigt und angespornt. Es bildete sich eine Widerstandsgruppe, die ihre Widerstandspredigten per Kurier an die einzelnen Pfarreinen verschickte. Sie bestand aus Franz Uptmoor (siehe Bild), dem Bethener Kaplan Aloys von Hammel, dem Dinklager Kaplan Joseph Meyer, dem Essener Kaplan Wilhelm Niermann und dem Friesoyther Vikar Theodor Hörstmann. Sie wollten, dass die nationalsozialistische Erziehung und Rassenlehre aus dem Schulunterricht genommen wird. Die nationalsozialsozialistischen Machthaber wagten es zunächst nicht, gegen die Vorlesungen und Predigten der Kirche anzugehen. Die Stimmung im Oldenburger Münsterland war hochexplosiv. Ein Blockwart wurde in der Münsterlandhalle verprügelt und SA- Sturm- und Truppführer wurden beschimpft und mit Steinen beworfen. Dies brachte das Fass zum überlaufen. Am 30. Juni 1937 wurden sechs Männer von der Polizei wegen dieser Taten verhaftet. Einer von ihnen kam sogar in das KZ Oranienburg.
  • 29. WELTWEITE ENZYKLIKA DES PAPSTES GEGEN DIE NS IDEOLOGIE - 1937 Enzyklika „Mit brennender Sorge“, heimlich verbreitet, wurde am 21. März 1937 im ganzen Deutschen Reich von der Kanzel verlesen. Der Papst rechnete darin nicht nur mit der Kirchenpolitik des NS- Staates ab, sondern auch mit dessen ideologischen Grundlagen: „Wer die Rasse oder das Volk oder den Staat oder die Staatsform (...) vergöttert, der verkehrt und fälscht die gottgeschaffene (...) Ordnung der Dinge.“ Die Nationalsozialisten wurden von der Verlesung der Enzyklika überrascht, doch sie reagierten schnell: In der Karwoche kam es zu ersten Hausdurchsuchungen und Verhaftungen. Zwölf Druckereien, die am Druck und der Verbreitung der Enzyklika beteiligt gewesen waren, wurden entschädigungslos enteignet. Eine Reihe von Klöstern und Bekenntnisschulen sowie mehrere theologische Fakultäten und Hochschulen mussten schließen.
  • 30. WIDERSTAND DER KATHOLISCHEN KIRCHE SOLL GEBROCHEN WERDEN Heinrich Himmler, Reichsführer der SS, stellte in seinem Lagebericht für 1938 fest, dass „die projüdische Haltung der Kirchen jede antijüdische Propaganda bei der Masse der Kirchengläubigen wirkungslos macht.“ Um die katholische Kirche zu schwächen, verweigert die national sozialistische Regierung immer wieder die Einziehung der Kirchensteuer. Am 1. Dezember 1941 beschloss die Hitler-Regierung die komplette Einstellung der Kirchensteuererhebung, um so den protestierenden katholischen Bischöfen die finanziellen Mittel für den Anti-Nazi Kurs zu entziehen. NS Karikatur: der blonde Nazi droht mit Einstellung der Kirchensteuer.
  • 31. PROPAGANDA GEGEN KATHOLISCHE PRIESTER UND DIE KATHOLISCHE KIRCHENLEITUNG Zeitungsausschnitte, die angebliche Verbrechen katholischer Pfarrer und Ordensleute hochspielen, um die Bevölkerung gegen die Kirche einzunehmen und den Einfluss der Kirche zu vermindern.
  • 32. DIE KATHOLISCHE KIRCHE BILDET WIDERSTANDSKREISE Junger Bundschuh war eine katholische Fluchthelfergruppe, die sich im Zweiten Weltkrieg vor allem mit dem Verstecken von alliierten Kampfpiloten, flüchtigen Kriegsgefangenen und Fremdarbeitern beschäftigte. Die Gruppe versuchte Flüchtlinge nach Frankreich und Belgien zu schleusen. Aber auch der Weg über das Elsass in die Schweiz wurde genutzt. Der KJMV nahm öfters Stellung gegenüber der nationalsozialistischen Bewegung, weshalb auch keine Doppelmitgliedschaft im Verband und in der NSDAP erlaubt war. Am 25. Januar 1938 wurde der KJMV in Bayern aufgelöst, auf Reichsebene dann am 6. Februar 1939. In der Folge arbeiteten Mitglieder im Untergrund gegen das Regime. Am 24. August 1938 wird das "Hilfswerk beim Bischöflichen Ordinariat Berlin" gegründet. Ihm steht 1938 Konrad Kardinal Graf von Preysing als Vertreter der deutschen Bischofskonferenz vor. Unter seiner persönlichen Verantwortung werden zahlreiche Katholiken jüdischer Herkunft und ungetaufte Juden betreut und gerettet. Eine genaue Zahl gibt es nicht, man kann aber von mindestens 3.000 ausgehen. Der Klerus und die katholischen Kirchenleitungen nutzten die traditionellen Prozessionen oft nicht nur für gezielte Proteste, sondern auch für das Schleusen von Verfolgen.
  • 33. PFARRER UND BISCHÖFE WERDEN INHAFTIERT Von den insgesamt 2.720 Geistlichen, die in Dachau konzentriert waren, starben 1.034 - 38% Todesrate davon deutsche katholische Priester 447, gestorben im Lager und liquidiert: 194 - 43% Todesrate (Dachau insgesamt: 183.860 Häftlinge, 41.566 Tote - 22,6% Toderate) In Schloss Hartheim wurden zusätzlich 520 Priester ermordet
  • 34. PROTESTE GEGEN DIE ANTIJÜDISCHE POGROMNACHT • Papst Pius XI. sprach am 6.9.1938 in Belgien die berühmt gewordenen Worte aus: „Spirituellement, nous sommes des sémites“ (dt.: „spirituell/geistlich sind wir Juden“) worauf die katholische Kirche weiter für die jüdischen Mitbürger eintrat. • „In Berliner Häusern wird ein anonymes Hetzblatt gegen die Juden verbreitet. Darin wird behauptet, dass jeder Deutsche, der aus angeblich falscher Sentimentalität die Juden irgendwie unterstützt, und sei es auch durch freundliches Entgegenkommen, Verrat an seinem Volk übt. Lasst euch durch diese unchristliche Gesinnung nicht beirren, sondern handelt vielmehr nach dem strengen Gebot Jesu Christi: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!“ Predigt des Berliner Domprobstes Bernhard Lichtenberg • Er wurde zu zwei Jahren Gefängnis wegen Kanzelmissbrauchs und Vergehens gegen das Heimtückegesetz verurteilt. Auf dem Transport in das KZ Dachau verstarb der schwer herz- und nierenkranke Geistliche.
  • 35. WAHL VON PAPST PIUS XII. WIRD ALS STATEMENT GEGEN DIE NAZIS ANGESEHEN 3. März 1939 Los Angeles Times: „Kardinal Pacelli zum 262. Papst gewählt. Wahl wird als Schlag gegen die Nazis gesehen.“ (Blow to Nazis) London Times: „The choice of Cardinal Pacelli is believed certain to provoke annoyance in Germany, where he long has been regarded as a moving spirit behind the Vatican's opposition to Nazi policies.” “Die Wahl von Kardinal Pacelli wird höchstwahrscheinlich Ärger in Deutschland hervorrufen, wo er seit langem als treibende Kraft des Widerstandes der katholischen Kirche gegen die Nazi-Politik angesehen wird.”
  • 36. ERSTE ENZYKLIA PIUS XII. VON 1939 – SUMMI PONTIFICATUS In seiner, kurz nach Kriegsausbruch herausgegebene Enzyklika wandte sich der neue Papst deutlich gegen Rassismus und den Herrschaftsanspruch von Diktaturen und die Besetzung Polens. Die Worte waren so deutlich antirassistisch, dass alliierte Flugzeuge Tausende von Kopien über Deutschland abwarfen, um den Antirassismus zu unterstützen. Diese Enzyklika wurde in Deutschland verboten, die Hitlerjugend wurde damals beauftragt, alle Kopien einzusammeln und zu vernichten. Prof. Dr. Rabbi David Dalin zeichnet den Widerstand des Papstes und der katholischen Kirche deutlich nach.
  • 37. FAST 50% ALLER DEUTSCHEN PRIESTER KAMEN MIT DEM NS SYSTEM IN POLITISCHEN KONFLIKT Beispiel 1941 – Basis Studie aus '96 Anzahl Verwarnungen Redeverbote Aufenthalts- verbote Schutzhaft Strafanzeigen Verurteilungen Deutsche katholische Priester im Reichsgebiet 31120 269 19 39 64 815 59 Gesamt 1265 In 12 Jahren ca. 15180 % der Priester, die wg. politischer Verbrechen verurteilt wurden: 49% In einer Studie aus dem Jahre 1996 werden über 38.000 Strafmaßnahmen des NS Staates gegen Priester (katholisch & evangelisch) und mehr als 26.000 geahndete Vergehen dokumentiert.
  • 38. UNTER DEN TAUSENDEN VON KATHOLISCHEN PRIESTERN WAR AUCH EIN JUNGER DIAKON Karl Leisner – Nach dem Abitur 1934 studierte er Theologie in Münster und baute dort verbotene Jugendgruppen auf, mit denen er heimlich in die Beneluxstaaten fuhr, um dort freie Lager zu veranstalten. Noch 1934 ernannte ihn Bischof von Galen zum Diözesan-Jungscharführer. Beim Reichsarbeitsdienst organisierte er Messbesuche für sich und andere Arbeiter, die Gestapo durchsuchte seine Wohnung und seine Unterlagen. Am 9. November 1939 wurde er wegen seiner Hitler-Kritik von der Gestapo verhaftet. Er kam in das Konzentrationslager Sachsenhausen. Am 14. Dezember 1941 wurde er ins Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Er wurde schwer krank und war dem Tode nahe. Sein sehnlichster Wunsch – zum Priester geweiht zu werden, wurde ihm im KZ unter größter Geheimhaltung ermöglicht. Da zwei Bischöfe ebenfalls im KZ Dachau inhaftiert waren und geheime Botschaften durch eine unter dem Decknamen „Mädi“ als Dienstmädchen operierende Ordensfrau übermittelt werden konnten, fand seine Priesterweihe am 17. Dezember 1944 statt, zwei Tage nachdem er völlig entkräftet aus der Krankenstation entlassen wurde. Die einzige Messe, die Karl Leisner je selbst feiern konnte war seine Primizfeier in der KZ Kapelle am 26. Dezember 1944.
  • 39. KARL LEISNER Karl Leisner vor seiner Verhaftung kurz vor seinem Tod 1945 Erinnerungskarte zur Priesterweihe, handgeschrieben von mitgefangenen Priestern Kardinal Marx mit dem handgeschnitzten Bischofsstab, der bei der Weihe Leisners verwendet wurde. Bischof Gabriel Piguet – als Mithäftling im KZ weihte er Leisner Karl Leisner am Tag seiner Primiz (heimlich im KZ aufgenommen) Heimlich ange- fertigte Meß- Utensilien
  • 40. BEISPIELE FÜR UMGEKOMMENE PRIESTER … Generalvikar Dr. Otto Seelmeyer († 24. Jan 1942) Pf. Christoph Hackethal († 28. Aug 1942) KZ Dachau Pf. Anton Maria Fränznick († 27. Jan 1944) KZ Dachau Pater Richard Henkes († 22. Feb 1945) KZ Dachau Sl. Giuseppe Gorotti OP († 2. Apr 1945) KZ Dachau Die Lagerkapelle im KZ Dachau.
  • 41. KATHOLISCHE KIRCHE WÄHREND DES KRIEGES Päpstliche Weihnachtsbotschaft/Erlass von Pius XII. Dezember 1940 weltweit über Massenmedien ausgestrahlt: „Ein nicht geringer Trost ist es für Uns, dass Wir durch den moralischen und geistigen Beistand Unserer Vertreter oder durch das Scherflein Unserer Unterstützung eine große Menge Flüchtlinge, Heimatloser, Emigranten, auch unter den "Nichtariern" trösten können.“ ab April 1941 - organisiserter kirchlicher Widerstand gegen das Euthanasieprogramm das daraufhin eingestellt wird. März 1942, Hirtenwort der Bischöfe zur Frage der universellen Menschrechte wird in den Kirchen verlesen, dort heißt es deutlich: „Jeder Mensch“ … „hat das natürliche Recht auf Leben und auf die zum Leben notwendigen Güter“ … „Wir Bischöfe werden nicht unterlassen, gegen die Tötung Unschuldiger Verwahrung einzulegen. Niemand ist seines Lebens sicher, wenn nicht unangetastet dasteht: Du sollst nicht töten!“ In der Folge Verhaftungswelle gegen katholische Priester. 12. September 1943 wendet sich die Amtskirche und die Bischofskonferenz in einem Hirtenwort über die christlichen „Zehn Gebote als Lebensgesetz der Völker“ erneut gegen die NS Greul. Es wird wieder heimlich verteilt und von der Kanzel verlesen. Darin hieß es mit unüberhörbarer Deutlichkeit: „Tötung ist in sich schlecht, auch wenn sie angeblich im Interesse des Gemeinwohls verübt würde: An schuld- und wehrlosen Geistesschwachen und -kranken, an unheilbar Siechen und tödlich Verletzten, an erblich Belasteten und lebensuntüchtigen Neugeborenen, an unschuldigen Geiseln und entwaffneten Kriegs- oder Strafgefangenen, an Menschen fremder Rassen und Abstammung. Auch die Obrigkeit kann und darf nur wirklich todeswürdige Verbrechen mit dem Tode bestrafen.“
  • 42. ÖFFENTLICHER PROTEST DER KIRCHE FÜHRTE ZU GRAUSAMEN STRAFAKTIONEN • Scharfe Proteste der holländischen Bischöfe gegen die Judendeportation: 20. Juli 1942 gab die holländische katholische Bischofskonferenz einen Hirtenbrief heraus, der am 26. Juli in allen katholischen Kirchen vorzulesen sei. Er wurde über Telegraf an die nationale und internationale Presse verteilt. „Die hier unterzeichnenden Niederländischen Kirchen, tief erschüttert durch die Verordnungen gegen die Juden in den Niederlanden, wodurch diese von der Teilnahme am normalen Volksleben ausgeschlossen werden, haben mit Entsetzen Kenntnis genommen von den neuen Verordnungen …“ • Die Besatzer reagierten besonders grausam auf die „Frechheit“ der katholischen Bischöfe. Zusätzlich wurden tausende holländische Juden ins Gas geschickt. Sogar katholische Nonnen wurden in der Folge ins KZ verschleppt und ermordet (z. B. hl. Edith Stein)
  • 43. REAKTION DES PAPSTES NACH DER BLUTIGEN RACHE FÜR DEN OFFENEN PROTEST DER HOLLÄNDISCHEN BISCHÖFE „Ich möchte diesen Bogen verbrennen, es ist mein Protest gegen die grauenhafte Judenverfolgung. Er sollte im ‚Osservatore Romano' erscheinen. Aber wenn der Brief der holländischen Bischöfe 40.000 Menschenleben kostete, so würde mein Protest vielleicht 200.000 kosten. Das darf und kann ich nicht verantworten. So ist es besser, in der Öffentlichkeit zu schweigen und für diese armen Menschen, wie bisher, in der Stille alles zu tun, was menschenmöglich ist.“ Zeugnis von Schwester Pascalina Lehnert, Hausdame Papst Pius XII. Auch aus der deutschen Botschaft kamen Warnungen. Ernst von Weizsäcker z. B. riet Kardinalstaatssekretär Luigi Maglione nachdrücklich von einem Protest des Papstes ab. Ein solcher werde die Deportationen nicht rückgängig machen, vielmehr den Fanatismus der Verfolger mit Hitler an der Spitze („die Befehle kommen von höchster Stelle") steigern … Doch trotzdem ….
  • 44. WELTWEIT BERICHTEN MEDIEN Time Magazine vom 16.08.1943: Ermahnung des Papstes gegen Rassenhass und Krieg Die New York Times kommentiert die Weihnachtsbotschaft des Papstes von 1941: „Die Stimme von Pius XII. ist eine einsame Stimme im Schweigen und in der Dunkelheit (...). Er ist so ziemlich der einzige Regierende auf dem europäischen Kontinent, der es überhaupt wagt, seine Stimme zu erheben. (…) Er ließ keinen Zweifel daran, dass die Ziele der Nazis mit seiner Auffassung vom Frieden Christi unvereinbar sind.„
  • 45. WÜRDIGUNGEN DER KATHOLISCHEN KIRCHE • Thomas Mann (Literaturnobelpreisträger) im Mai 1938: „[Die Welt] muss einsehen, dass die nationalsozialistische Verfolgung des Judentums Hand in Hand geht mit der Feindschaft gegen das Christentum, ja, dass beide Anfeindungen Ausdruck derselben heidnischen und gottfeindlichen Gesinnung sind. Der nationalsozialistische Antisemitismus ist zugleich Antichristlichkeit.“ • Stellungnahme des deutschen Physikers und Juden Albert Einstein († 1955) im ‘Time’-Magazin im Jahr 1940. Darin erklärt Einstein: „Nur die Kirche hat gewagt, sich der Kampagne Hitlers, die Wahrheit zu unterdrücken, zu widersetzen. Nur die katholische Kirche protestierte gegen den Angriff Hitlers auf die Freiheit und Menschenrechte. Nur die Kirche hat die Kraft und den Mut bewiesen, sich auf die Seite der intellektuellen Wahrheit und moralischen Freiheit zu stellen.“ • President Franklin D. Roosevelt expressed appreciation for the pope’s “assisistance to the victims of racial and religious persecutions”
  • 46. STATEMENTS VON JÜDISCHEN BÜRGERN • Moshe Sharett, der spätere Ministerpräsident des Staates Israel, berichtete am 22.04.1945 über ein Gespräch mit Papst Pius XII.: „Ich sagte dem Papst, meine erste Pflicht sei es, ihm und der katholischen Kirche im Namen der jüdischen Öffentlichkeit für all das zu danken, was die Kirche in den verschiedenen Ländern unternommen hat, um Juden zu helfen ... Wir sind der katholischen Kirche tief dankbar für das, was sie getan hat, damit unsere Brüder gerettet werden können.“ • Interview, das der bekannte jüdische „Nazi Jäger“ Simon Wiesenthal der Zeitschrift "Kirche intern" im März 1988 gab. Darin stellt er fest: "Für die Nazis waren Juden und Christen gleichermaßen Feinde.“ • Über die Haltung der katholischen Geistlichkeit in der NS-Zeit äußerte sich Wiesenthal ebenfalls: "Der Klerus hatte von den Kanzeln sehr wohl gegen die Nazis gepredigt." Washington Post nach dem Krieg.
  • 47. STATEMENTS VON JÜDISCHEN BÜRGERN • Als Pius XII. 1958 starb, schrieb die israelische Außenministerin und spätere Premierministerin von Israel Golda Meir in amerikanischen und israelischen Zeitungen: „Wir trauern. Wir haben einen Diener des Friedens verloren. Die Stimme des Papstes war während der Nazizeit klar, und sie verteidigte die Opfer.“
  • 48. DER OBERRABBINER VON ROM Der jüdische Oberrabbiner von Rom Isaac Zolli, 1944 in der Synagoge Für die Juden von Rom wurde Pius XII. durch stille Hilfe zum Helden. Im Oktober 1943 forderte die deutsche Besatzung 50 Kilogramm Gold von der Jüdischen Gemeinde in Rom innerhalb von 24 Stunden, 35 Kilo brachte sie auf, dann wandte man sich an den Vatikan, man brachte Gold und Dollar dazu. Es half nichts. Bei einer Razzia vom 15. auf den 16. Oktober wurden im jüdischen Getto rund 1200 Juden verhaftet. Daraufhin wies Pius alle Kirchen und Klöster an, Juden aufzunehmen. Auch Castel Gandolfo. Im Schlafzimmer des Papstes, so heißt es, seien damals mehrere jüdische Kinder auf die Welt gekommen. Isaac Zolli ließ sich nach diesen Erlebnissen nach Kriegsende katholisch taufen. Papst Pius XII. zu ehren, der bürgerlich Eugenio Pacelli hieß, nannte er sich mit Taufnamen fortan Eugenio Zolli.
Letzte Aktualisierung ( Donnerstag, 19. März 2015 )